Berlinale

Berlinale

 FilmFest Journal (in Englisch)

Zwischen 1985 und 1993 opferte ich jeden Februar zwei Wochen meines Lebens für die Berlinale, die Internationalen Filmfestspiele Berlin. Ich kann nicht behaupten, dass ich die Arbeit an meiner Berlinale-Kolumne wirklich geliebt habe. Ganz im Gegenteil: Es war eines der schwierigsten Dinge, die ich je zu schreiben hatte. Denn wie bringt man 12 Stunden vollgepackt mit Filmen, inmitten der genialen Menschen, die die Filme machen, den klugen Leute, die über sie schreiben, und dem engagierten Publikum, das die Filme liebt, in weniger als 500 geschliffenen Wörter in eine Kolumne? Das war eine große Aufgabe. Und ich musste es mit weniger als sechs Stunden Schlaf an 12 aufeinander folgenden Tagen machen.

   

Nein, ich habe es nicht geliebt jeden Tag um 7 Uhr morgens aufzustehen, um beim Frühstück meine Notizen vom Vortag durchzuforsten, mir einen Aufmacher für die Kolumne zu überlegen, die Kolumne dann zu schreiben, sie zu überarbeiten, ihr dann den letzten Schliff zu geben, in unser Büro zu eilen, meinem Redakteur, Stephen Locke, die Seiten zu geben, um dann alles für die nächste Kolumne wieder von vorne zu beginnen.

Trotzdem habe ich es geliebt, Teil dieses großen Kulturereignisses zu sein. Ich liebte die Aufregung, die mit einem neuen großen Film einherging; die Gespräche; die Partys und Empfänge; das Flirten; das Plaudern und Scherzen.

Wie irre war es denn, einige meiner Lieblingsschauspieler in Echt kennenzulernen (siehe Beitragsbild mit dem wunderbaren Harvey Keitel), mit ihnen Zeit verbringen, mit brillanten Filmkomikern zu lachen, von einem angesehenen Regisseur zum Essen eingeladen zu werden?

   

Geschrieben habe ich 108 Kolumnen. Hier sind nur sechs davon, z.T. mit kleinen Interviews mit u.a. Regisseuren Lindsay Anderson, Fred Zinnemann, Sydney Pollack; Schauspieler:innen Lily Tomlin, Roberto Benigni, Harvey Keitel, Klaus Maria Brandauer; und Kamermann Michael Ballhaus. Nach acht Jahren war allerdings genug wirklich genug. Ich habe den Stab gern weitergegeben – wenn auch heute, dreißig Jahre später, wenn der Februar vor der Tür steht, spüre ich wieder den Wunsch noch mittendrin im rauschenden Filmgeschehen zu sein.

Hier zur Berlinale-TV-Kolumne.

photo HJR & H. Keitel © Erika Rabau